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Legal Finance Thinking - Eine Firma ohne Prozesse aufzubauen ist genauso irrsinnig, wie in einen Reisebus ohne Bremsen einzusteigen.


Aber wann ist ein Prozess wirklich effektiv? Warum es für gute Juristen entscheidend ist, die Perspektive der Finanzwelt einzunehmen.

 

In der juristischen Praxis ist der Ruf nach effizienteren Abläufen und optimierten Prozessen allgegenwärtig. Viele Rechtsabteilungen investieren viel Zeit und Energie, um Strukturen zu verschlanken, Aufgaben zu automatisieren und Teams zu entlasten. Inmitten dieser Begeisterung für Prozessoptimierung wird jedoch oft eine entscheidende Frage übersehen: Bringt diese Veränderung dem Unternehmen auch einen finanziellen Mehrwert?

 

Juristen sind von Haus aus darauf trainiert, Risiken zu minimieren und rechtliche Fallstricke zu vermeiden. Wirtschaftliche Überlegungen stehen dabei häufig nicht im Vordergrund. Genau hier liegt jedoch ein enormes Potenzial. Wer Prozesse nicht nur aus rechtlicher, sondern auch aus finanzieller Perspektive betrachtet, kann die Weichen für echten Unternehmenserfolg stellen.

 

Stellen wir uns ein Szenario vor, in dem eine Rechtsabteilung ein ausgeklügeltes System zur Vertragsprüfung entwickelt. Die Abläufe sind perfekt abgestimmt, die Fehlerquote sinkt, und alle Beteiligten sind zufrieden. Doch was, wenn die Kosten für die Implementierung und Pflege dieses Systems den tatsächlichen Nutzen übersteigen? Oder wenn der Prozess zwar reibungslos läuft, aber kaum Einfluss auf die wichtigsten finanziellen Kennzahlen des Unternehmens hat? In solchen Fällen ist der Prozess zwar „gut“ im Sinne der Organisation, aber nicht im Sinne des Unternehmenserfolgs.

 

Es ist an der Zeit, die Perspektive zu erweitern. Juristen sollten sich angewöhnen, jede Prozessentscheidung aus der Sicht eines Finanzexperten zu betrachten. Das bedeutet, nicht nur auf Effizienz und Rechtssicherheit zu achten, sondern auch auf die finanziellen Auswirkungen. Welche Investitionen bringen welchen Ertrag? Wie wirkt sich der Prozess auf das Budget, die Profitabilität oder den Cashflow aus? Gibt es Alternativen, die mit weniger Aufwand ähnliche oder sogar bessere Ergebnisse erzielen?

 

Ein echtes Finance-Mindset in der Rechtsabteilung zeigt sich darin, dass Prozesse regelmäßig auf ihren finanziellen Beitrag überprüft werden. Das kann die Definition von KPIs, die Erstellung von Business Cases oder die Berechnung des Return on Investment für juristische Projekte umfassen. Es bedeutet aber auch, sich von liebgewonnenen, aber teuren Routinen zu verabschieden, wenn sie keinen echten Mehrwert liefern.

 

Stabilität und Routine sind wichtig, sollten aber nicht zum Selbstzweck werden. Ein Prozess, der zwar reibungslos läuft, aber Ressourcen bindet, die anderswo mehr bewirken könnten, ist aus finanzieller Sicht nicht optimal. Die Herausforderung besteht darin, juristische Exzellenz mit betriebswirtschaftlicher Vernunft zu verbinden.

 

Mein Appell an alle Juristinnen und Juristen: Trauen Sie sich, Prozesse auch aus der Perspektive eines CFO zu betrachten. Bei jeder Veränderung sollten Sie sich fragen: Welchen Beitrag leistet das für das Unternehmensergebnis? Wo können wir mit weniger Aufwand mehr erreichen? Und wie schaffen wir es, rechtliche Qualität und wirtschaftlichen Nutzen in Einklang zu bringen?

 

Denn letztendlich ist ein Prozess nur dann wirklich gut, wenn er nicht nur rechtlich überzeugt, sondern auch finanziell Sinn macht. Das ist die Zukunft moderner Rechtsabteilungen – und der Schlüssel zu nachhaltigem Unternehmenserfolg.

 

Ich vereine als Interimjurist juristische Fachkompetenz mit betriebswirtschaftlicher Perspektive, um Prozesse nicht nur rechtssicher, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten. Als hybrider Profi adressiere ich die im Text thematisierte Lücke zwischen rechtlicher Optimierung und finanzieller Wertschöpfung. Meine Rolle reicht von der Krisenintervention bis zur strategischen Beratung der Rechtsabteilung.


But when is a process truly effective? Why it is crucial for good lawyers to adopt the perspective of the financial world.

 

In legal practice, the call for more efficient workflows and optimized processes is omnipresent. Many legal departments invest significant time and energy in streamlining structures, automating tasks, and relieving their teams. Amidst this enthusiasm for process optimization, however, one crucial question is often overlooked: Does this change actually create financial value for the company?

 

Lawyers are inherently trained to minimize risks and avoid legal pitfalls. Economic considerations are often not their primary focus. Yet this is precisely where enormous potential lies. Those who view processes not only from a legal but also from a financial perspective can set the course for true business success.

 

Let’s imagine a scenario in which a legal department develops a sophisticated system for contract review. The workflows are perfectly coordinated, the error rate decreases, and everyone involved is satisfied. But what if the costs of implementing and maintaining this system outweigh the actual benefits? Or if the process runs smoothly but has little impact on the company’s key financial metrics? In such cases, the process may be “good” in terms of organization, but not in terms of business success.

 

It is time to broaden our perspective. Lawyers should get used to viewing every process decision through the eyes of a financial expert. This means not only focusing on efficiency and legal certainty, but also on financial impact. Which investments yield which returns? How does the process affect the budget, profitability, or cash flow? Are there alternatives that achieve similar or even better results with less effort?

 

A true finance mindset in the legal department is reflected in the regular review of processes for their financial contribution. This may include defining KPIs, preparing business cases, or calculating the return on investment for legal projects. But it also means letting go of cherished but expensive routines if they do not deliver real added value.

 

Stability and routine are important, but they should not become ends in themselves. A process that runs smoothly but ties up resources that could be more effectively deployed elsewhere is not optimal from a financial perspective. The challenge is to combine legal excellence with business acumen.

 

My appeal to all lawyers: Dare to view processes from the perspective of a CFO. With every change, ask yourself: What contribution does this make to the company’s results? Where can we achieve more with less effort? And how can we reconcile legal quality with economic benefit?

 

Because ultimately, a process is only truly good if it is not only legally sound but also makes financial sense. That is the future of modern legal departments—and the key to sustainable business success.

 

As an interim legal counsel, I combine legal expertise with a business perspective to design processes that are not only legally compliant but also economically viable. As a hybrid professional, I address the gap between legal optimization and financial value creation highlighted in the text. My role ranges from crisis intervention to strategic consulting for the legal department.